Matjes nach Hausfrauenart
Matjes nach Hausfrauenart
Sarah vom Küchenatlasblog hat in diesem Monat zusammen mit ihrem Kooperationspartner zu einer wirklich interessanten Blog-Parade eingeladen. Das Thema lautet: Wie schmeckt Deine Stadt?
Ich bin absolut begeistert von der Idee, eine Stadt oder Region kulinarisch zu erkunden. In Begleitung eines City-Guides eine Stadtführung mitzumachen und dabei typisch heimische Köstlichkeiten probieren zu können, ist eine für mich interessante Vorstellung. Sarah selbst berichtet sehr anschaulich über eine Führung durch Augsburg. Toll – da muss ich auch irgendwann einmal hin.
Schleswig-Holstein meerumschlungen – das Land zwischen Nord- und Ostsee. Hier bin ich zu Hause. Geboren in der Nähe von Rendsburg am Nord-Ostsee-Kanal hat es mich später beruflich nach Bad Segeberg verschlagen, wo ich jetzt, mit meiner Familie, in einem Dorf am Rande eines großen Waldgebietes lebe.
Nun kann ich Euch hier auf keinen Stadt-Rundgang mitnehmen, allerdings folgend etwas über die traditionelle, bodenständige Küche Schleswig-Holsteins erzählen.
Die Menschen hier sind seit Urzeiten durch schwere körperliche Arbeit geprägt. Auf dem Meer, wie auch bei der Feldarbeit benötigten die Menschen Nahrung, die sie bei Kräften hielt. Aus diesem Grund ist die traditionelle Schleswig-Holsteinische Küche sehr gehaltvoll und eigenwillig. Die Besonderheit liegt in einer geschmacklichen Eigenart, dem „Broken Söt“ – Gebrochene Süße. Die entsteht meistens durch eine Kombination von deftigen Fleischgerichten mit süßen Beilagen. Der Meelbüddel sowie auch De Grote Hans sind im Grunde süße Mehlspeisen, bekommen jedoch durch Kochwurst und Schweinebacke ihre typische Note. Wer im Herbst in einem Dorfgasthaus Birnen, Bohnen und Speck bestellt, erhält einen Bohnen-Speck-Eintopf mit der süßen Würze von Kochbirnen. Isst der Schleswig-Holsteiner im Winter Grünkohl, gehört außer den karamellisierten Kartöffelchen auch unbedingt ein Zuckerschälchen auf den Tisch, damit der Kohl, nach Geschmack, mit dem Zucker bestreut und damit gesüßt werden kann.
Doch wie könnte es für Küstenbewohner anders sein – nicht nur süß-saure Speisen sind bei uns beliebt. Fisch und Meeresfrüchte in allen Variationen stehen fast überall auf der Speisekarte. Aus Miesmuscheln und Austern, Krabben, Scholle, Hering und mehr werden die wunderbaren Köstlichkeiten zubereitet.
Als ich meinen Mann fragte, was oder welches Gericht typisch für Schleswig-Holstein sei, meinte er sofort: „Matjes!“
Deshalb nun hier mein Rezept:
Matjes nach Hausfrauenart – Zutaten für 2 Personen:
- 8 Matjesfilets
- 1 rote Zwiebel oder weiß
- 1 – 2 Äpfel, möglichst fest und süß-sauer
- ½ Zitrone, Abrieb und Saft
- 2 -4 Gewürzgurken, je nach Größe
- 200 g Crème fraîche
- 400 g griechischer Joghurt oder Natur-Joghurt
- ½ Bund Dill
- ½ Bund Schnittlauch
- Meersalz
- Pfeffer aus der Mühle
- Zucker
- 600 – 800 g Frühkartoffeln
Matjes nach Hausfrauenart ♥
Zubereitung:
- Die Zwiebel in feine Würfel schneiden.
- Den Apfel schälen, vierteln, entkernen, in kleine Würfel schneiden und mit 1 EL Zitronensaft mischen.
- Die Gewürzgurken fein würfeln.
- Matjes-Filets , falls nötig, wässern und auf eine große Platte oder in eine Schüssel legen.
- Dill und Schnittlauch abbrausen, trocken schütteln und fein hacken.
- Crème fraîche mit dem Joghurt verrühren und Zwiebel-, Gurken-, Apfelwürfel, Schnittlauch und Dill untermischen.
- Mit Salz, Pfeffer aus der Mühle und etwas Zucker abschmecken. Mit dem Salz sparsam umgehen, da der Matjes noch Salz abgibt.
- Die Sauce über den Matjes-Filets verteilen und möglichst 2 – 3 Stunden im Kühlschrank durchziehen lassen.
- Vor dem Servieren noch einmal abschmecken.
Tipp: Den Apfel kann man durch Ananaswürfel oder halbierte, blaue Weintrauben ersetzen – beide Varianten sind ebenfalls sehr lecker.
Die neuen Kartoffeln, waschen und knapp mit Wasser bedeckt weich garen.
Dann abgießen, mit kaltem Wasser abschrecken und abkühlen lassen. Sobald die Kartoffeln abgekühlt sind, abpellen und kurz vor dem Servieren in einer Pfanne mit Salz gewürzt, goldbraun braten.
Kartoffeln mit dem Matjes und der Sauce servieren. Wer mag reicht noch Wild-Preiselbeeren dazu.
Lot di dat smecken!
Solltet Ihr einmal Mitte Juni in Norddeutschland sein, dann besucht unbedingt das kleine Städtchen Glückstadt an der Elbe. Jeweils ab dem zweiten Donnerstag im Juni steht die ganze Stadt Kopf. Es beginnt die Matjes-Woche mit der traditionellen Matjes-Probe. Im Mittelpunkt steht der Original Glückstädter Matjes, der dort in reiner Handarbeit nach altem Rezept gesalzen und eingelegt wird. Viele, viele Menschen warten gespannt auf dem historischen Marktplatz. dass ein schweres Holzfass, in dem Matjes zur Reife eingelegt wurde, geöffnet und durch geladene Feinschmecker „geprüft“ wird. Nach einem Biss und verzücktem Kauen heißt es dann mit Sicherheit: „Ausgezeichnet!“ Das ist der Beginn einer Woche mit Musik, Tanz, Flohmarkt und allerlei Veranstaltungen, die Spaß machen. Also „nichts wie hin“! 🙂 🙂 🙂
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