Ja, der Herbst ist nun wirklich eingezogen. Leider zeigt er sich hier im Norden momentan weniger von seiner goldenen Seite – stattdessen erzeugt er mit großer Anstrengung Grau in allen Schattierungen und macht den Regenschirm zum ständigen Begleiter. Doch auch dieses Wetter hat etwas Gutes: Es schenkt mir Zeit und Muße, um mir Gedanken darüber zu machen, womit ich uns kleine Wohlfühlmomente schaffen könnte.
Im Haus bullert der Ofen und verbreitet wohlige Wärme, Wachskerzen schenken sanftes Licht und ihren besonderen Duft – Lieblingsmusik begleitet mich durch alle Räume. Draußen pfeift der Wind und im Haus entsteht heimelige Geborgenheit.
Mein Vorratsraum ist mittlerweile zum Bersten gefüllt. In ihm lagern jetzt die Schätze aus der eigenen Ernte – Tomaten, Paprika, Chili, Kartoffeln und Hokkaidokürbisse liegen dort bereit und warten darauf, in herbstliche Wohlfühlgerichte verwandelt zu werden.
Mein allerliebstes Herbstgericht – und zugleich ein Muss zu Beginn der Weißkohlernte – ist der ukrainische Borschtsch nach dem Rezept meiner Babuschka. Für mich ist es der weltbeste Borschtsch überhaupt.
Wusstest Du eigentlich, dass die UNESCO die ukrainische Kultur des Borschtsch-Kochens als bedrohtes Kulturerbe anerkannt hat? Es ist eine wunderschöne Würdigung einer Tradition, die viel mehr ist als nur ein kulinarisches Rezept – sie steht für Familie, Wärme und Zusammenhalt ♡

Heute aber geht es nicht um Borschtsch, sondern um ein anderes Gericht, das mich ebenso „in den Arm nimmt“: das Szegediner Gulasch.
Was ist ein Szegediner Gulasch?
Das uns bekannte klassische Gulasch – ein Schmorgericht aus Fleisch, Zwiebeln und Paprika – stammt ursprünglich aus Ungarn, wo es als Pörkölt bekannt ist. Früher war es ein einfaches, nahrhaftes Hirtenessen. Alles, was an Fleisch zur Verfügung stand, kam in den Topf – besonders die festen, sehnigen Stücke, die durch das lange Schmoren besonders zart wurden.
Nach meiner kleinen Recherche hat das Szegediner Gulasch, obwohl man es vermuten könnte, überhaupt nichts mit der Stadt Szeged zu tun. Das Rezept soll entweder auf den ungarischen Schriftsteller Szekely zurückgehen oder eine österreichische Variante des Gulaschs sein. Die Zeit der K.-u.-k.-Monarchie war eine aufregende Epoche, in der die staatlichen als auch die kulinarischen Grenzen zwischen Ungarn, der Slowakei und Österreich wohl eher fließend waren – und, ich meine, genau das schmeckt man auch: ein Hauch von Ungarn – a bisserl Österreich und – ganz viel Herz!
Das Besondere am Szegediner Gulasch
Seinen unverwechselbaren Charakter erhält das Gericht durch die Kombination aus geschmortem Fleisch, Sauerkraut und einem Klecks Crème fraîche oder Schmand. So entsteht ein wunderbar cremig-säuerlicher Geschmack, der das deftig-warme Gulasch herrlich abrundet.
Welches Fleisch Du wählst, wie viel Paprikapulver und Kümmel Du hinzufügst oder ob Du lieber mit Wein, Brühe oder Bier ablöschst – das bleibt ganz Deinem Geschmack überlassen. Nur die drei Hauptzutaten sind unverzichtbar: Fleisch, Sauerkraut und Crème fraîche (oder Schmand).
Übrigens: Auch Vegetarier müssen nicht auf wärmende Herbstgerichte verzichten! Mein Mediterran-orientalisches Kartoffel-Gulasch oder der vegetarische Borschtsch mit Pilzen sind köstliche fleischlose Alternativen.

Wie bei so vielen Eintopf- und Schmorgerichten gilt: Aufgewärmt schmeckt es oft noch besser.
Beilagen zum Gulasch
Das Szegediner Gulasch schmeckt schon pur phantastisch, doch bei mir kommen meist einfache Salzkartoffeln dazu – ganz klassisch – ehrlich – schlicht. Aber natürlich sind auch selbstgebackenes Brot, Knödel, Spätzle, Gnocchi, Schupfnudeln oder Reis wunderbare Begleiter – Du hast die Wahl!
Also: Genieß den Herbst; hol die Kuscheldecke heraus; ignoriere den Regen; koche ein herzhaftes Szegediner Gulasch; – und vor allem:
Jó étvágyat! (Guten Appetit!)


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Erbsensuppe aka Erbseneintopf


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